Im heutigen Workshop wollten wir eigentlich gemeinsam politische Kurzfilme analysieren. Doch angesichts der aktuellen politischen Lage in Afghanistan entwickelte dieser Workshop eine ganz eigene Dynamik.
Wir starteten mit einer kleinen Diskussionsaufgabe in Zweier-Pärchen: Jeder und jede von uns sollte dem Gegenüber drei politische Themen, Aussagen, Theorien o. ä. nennen. Eine davon sollte die eigene Meinung widerspiegeln, eine davon sollte auf Ablehnung stoßen, und die letzte sollte so gewählt sein, dass die jeweilige Person keine klare Meinung dazu hat, bzw. hin-und-her-gerissen ist.
Anschließend stellten sich die Pärchen und ihre jeweiligen Aussagen gegenseitig in der großen Runde vor. Angesichts der aktuellen Lage war das Thema „Afghanistan“ und der US-Amerikanische Truppenabzug in der Diskussion omnipräsent. Anstatt uns in der Sitzung wie ursprünglich geplant anschließend mit politischen Kurzfilmen zu beschäftigen, blieben wir in der Gruppe beim Thema, da großer Gesprächsbedarf vorhanden war.
Wir diskutierten viel über unsere eigenen Gedanken zu einer sinnvollen und nachhaltigen Strategie, wie man die Menschen im Land am besten und möglichst nachhaltig unterstützen könnte. Angesichts des hochkomplexen Themas gab es die unterschiedlichsten Meinungen: Militärisch eingreifen und die Führung der Taliban ausschalten, Militärische Zurückhaltung aber wirtschaftliche Unterstützung, die Kräfte im Landesinneren stärken und dabei unterstützen, die Situation im Land von innen, aus sich selbst heraus zu ändern und vieles mehr.
Wir kamen natürlich nicht auf eine gemeinsame Linie, die Diskussion war aber gerade deshalb so bereichernd, weil sie zeigte, dass schon ein duzend Menschen in einem Raum sich nicht auf „die eine“ Strategie einigen konnten – um so komplizierter wird es dann natürlich in einem Land mit etwa 38 Millionen Einwohnern, in einer solchen Konfliktlage.
In der Abschlussrunde wurde genau diese offene Diskussionkultur von der Gruppe gelobt und als eine wichtige Errungenschaft anerkannt, über die wir alle froh sind. Lieber (kontrovers) diskutieren als sich gegenseitig mit Gewalt auf eine Linie zu bringen.