In der heutigen Sitzung schärften wir unsere Kompetenz in der Analyse von kurzen Filmen. Ob ein animierter Cartoon mit Elefant im Porzellanladen, oder auf alt gemachter Schwarz-Weiß-Film über einen Mann mit dunkler Hautfarbe in der Bahn, der auf einen Schwarzfahrer und eine rassistische Dame trifft – es wurde fleißig diskutiert.
Wir sprachen über Art des Filmes, Kameraführung, Handlung, Darsteller – und vor allem unser eigenes Verständnis und Interpretation des Filmes. Die offensichtliche Handlung ist das eine, da konnte sich die Gruppe schnell verständigen. Aber was jeder und jede von uns als Botschaft und Thema der Filme verstanden hat, das unterschied sich schon gewaltig.
Auch die Verknüpfung zur eigenen Lebensrealität und eigenen Erfahrungen war spannend: Der gutmütige Elefant im Porzellanladen etwa wurde zunächst als „eine Person, die am falschen Ort ist“ gedeutet. Er wollte nichts Böses, hat sogar geholfen, wo er konnte, aber auch für Irritationen und Angst auf Seiten des Ladenbesitzers gesorgt, da er immer kurz davor war, das teure Porzellan aus Versehen zu zerstören. Anschließend diskutierten wir die Idee, dass man das auf Migranten in einem fremden Land übertragen könne.
Auch über die rassistische alte Dame in dem Schwarzfahrer-Film wurde kontrovers diskutiert. Sollte man sie aufgrund ihres hohen Alters „wie ein Kind“ behandeln und nicht wirklich ernst nehmen? War sie eigentlich Nazi oder Rassistin – und wo besteht der Unterschied? Wie können wir das passive Verhalten der Umstehenden deuten – Zustimmung, Ablehnung, Resignation, „keinen Ärger machen wollen“? Wir sprachen auch über Zivilcourage und die Gefahren und Chancen, bei rassistischen Übergriffen dazwischen zu gehen – und die gesellschaftliche Diskussion über unterlassene Hilfeleistung.
Wieder einmal zeigte sich, dass in der Gruppe unterschiedlichste Meinungen nicht nur schweigend, sondern auch aktiv in der Gruppendiskussion vertreten werden. Und das in einer sehr angenehmen und respektvollen Atmosphäre. Auch das Feedback in der Schlussrunde spiegelte das noch mal wieder – die offene Diskussionskultur uMedienkompetenz und -bereitschaft in der Gruppe wird hoch geschätzt!