Heute gab es den zweiten Teil des Workshops zu Selbst- und Fremdwahrnehmung von Robin. Das Ziel war es, uns über die Wirkung unserer eigenen sowie fremder Körpersprache klarer zu werden. Zunächst gab es einige Aufwärmübungen aus der Theaterwelt, bei der wir uns gemeinsam durch den Raum bewegten und dabei verschiedene Aufgaben lösten, während wir die anderen Menschen im Raum wahrnehmen und beobachten sollten. Wer hat welche Kleidung an, wer bewegt sich wie – und wo stehen die anderen Personen jeweils im Raum, wenn ich kurz die Augen schließe?
Danach erzählten wir in Zweier-Gruppen im Kreis für die anderen kleine Geschichten. Eine Person fing mit einer Emotion an, die sie nur durch ein Standbild, also eine Körperhaltung, und ohne Worte oder Bewegungen, vermitteln musste. Die andere Person wusste, wie die gesamte Gruppe, nicht, worum es der ersten Person ging, und musste interpretieren, und auf das Interpretierte ebenfalls mit einem Standbild reagieren. Anschließend wechselten sich beide Personen mit jeweils aufeinander reagierenden Standbildern ab und erzählten so eine kleine gemeinsame Geschichte.
Teils funktionierte das hervorragend, teils war es aber keine gemeinsame Geschichte, sondern zwei Personen versuchten jeweils ihre eigene Geschichte zu erzählen. Das lag aber nicht an mangelndem Kooperationswillen, sondern an unterschiedlichen Interpretationen der Standbilder. Wenn die zweite Person eine völlig andere Interpretation des ersten Standbildes im Kopf hatte, und entsprechend auf eine andere Situation reagierte, als von der ersten Person beabsichtigt, dann ergab sich teils ein lustiges Chaos, weil die beiden Personen einfach nicht zueinander fanden.
Spannend waren auch die anschließenden Diskussionen: Selbst die Geschichten, die hervorragend miteinander harmonierten, wurden von außen teils sehr unterschiedlich interpretiert. Es gab kaum eine Geschichte, bei der sich die Gruppe einig war, was dort wirklich vorgefallen war (und die Spieler und Spielerinnen auch nicht). Teils lag das an unterschiedlichen kulturellen Kontexten (so wurde etwa eine gähnende Haltung, mit offener Hand vor dem Mund, von einer Person als „Hunger“ interpretiert, weil diese Geste im Heimatland eben genau diese Bedeutung hat), meist lag es aber eher an individuell unterschiedlichen Interpretationen.
Wir hatten auf jeden Fall viel Spaß beim Workshop und wurden uns noch einmal darüber bewusst, wie unterschiedlich selbst „klarste“ Körperhaltungen interpretiert werden können. Eine gute Erkenntnis für viele zwischenmenschliche Interaktionen, bei denen solche Gefahren natürlich auch immer lauern.